Hermann Danuser:
Gesammelte Vortäge und Aufsätze



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Zusammenfassung des Inhalts

Aus dem Vorwort der Herausgeber       Hermann Danuser, Ordinarius für Musikwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin, hat ein wissenschaftliches Lebenswerk von wahrhaft beeindruckender thematischer Breite und methodischer Vielfalt vorgelegt, und er kann ohne Übertreibung als einer der anregendsten Vertreter seines Faches in der Gegenwart bezeichnet werden. Neben einer Fülle bedeutender Monographien sowie von ihm herausgegebener Sammelbände und Tagungsberichte sind es vor allem die Aufsätze und Vorträge, die von dieser Bedeutung einen Eindruck vermitteln. Mit der vorliegenden Ausgabe wird nun erstmals eine ebenso umfangreiche wie repräsentative Auswahl dieses gewichtigen Teilsegments in bequem benutzbarer Form allgemein zugänglich gemacht. Überdies bietet die Sammlung eine beträchtliche Anzahl von neuen Texten, darunter einige ungedruckt gebliebene Vorträge, die hier zum ersten Mal überhaupt erscheinen.
Aus der Fülle der Themen und Problemstellungen, die Hermann Danuser als Vordenker einer im Umbruch befindlichen akademischen Disziplin oft überhaupt erst entwickelt und dann auch kontinuierlich weiter bearbeitet hat, können hier – ohne damit eine Rangfolge zu insinuieren – nur wenige herausgehoben werden; allesamt sind sie selbstverständlich in der vorliegenden Edition exemplarisch repräsentiert.
Wohl ausnahmslos in der gesamten Fachwelt ist der Autor bekannt und geschätzt als ein Forscher, der sich die denkend-analytische Erschließung des seinerzeit wissenschaftlich noch fast unberührten Feldes der sogenannten »Neuen«, vor allem aber auch der jeweils zeitgenössischen Musik zur wissenschaftlichen Lebensaufgabe gemacht hat. Seine im Rahmen des Neuen Handbuchs der Musikwissenschaft erschienene Monographie Die Musik des 20.Jahrhunderts, ein früher und mutiger Versuch, das vorige Jahrhundert lange vor dessen chronologischem Abschluss historiographisch zu bewältigen, hat mittlerweile den Charakter eines Standardwerks, und die in der vorliegenden Edition versammelten einschlägigen Texte bilden zugleich Dokumente eines steten Weiterdenkens.
Das gilt auch für einen weiteren Gegenstandsbereich, für dessen Erschließung in der deutschsprachigen Musikwissenschaft der Name Hermann Danusers wie kein zweiter steht: Ebenfalls im Rahmen des Neuen Handbuchs der Musikwissenschaft erschien der von ihm betreute Band Musikalische Interpretation, der die musikologische Unterdisziplin der Interpretationsforschung, mit Wirkung bis heute, innerhalb des Fachs recht eigentlich erst gesellschaftsfähig gemacht hat. Dass um diesen Band herum und vor allem auch in seinem Gefolge eine ganze Reihe weiterer wichtiger und grundsätzlicher Texte entstanden ist, bezeugt ebenfalls die vorliegende Ausgabe.
Viele Überlegungen sind natürlich, gleichsam als Kernbestand musikwissenschaftlicher Methodologie, einzelnen Komponisten und Kompositionen gewidmet; in eindrucksvoller Qualität gelten sie der Neuen Musik, aber auch die vorausliegenden Epochen sind reichlich bedacht. Ein durchgängiges Kennzeichen von Danusers musikwissenschaftlicher Forschung ist ihre Offenheit gegenüber den Problemstellungen benachbarter akademischer Disziplinen, und es gibt kaum einen Aufsatz, in den nicht die Auseinandersetzung mit den je aktuellen Diskursen der Literaturwissenschaft, der Kunstgeschichte oder Philosophie eingeflossen ist. Wer also daran interessiert ist, mustergültig eindringende Analyse des Notentextes mit übergreifenden Fragestellungen verbunden zu wissen, wird von der Lektüre fast jedes der hier versammelten Texte über Bach, Beethoven, Mahler, Schönberg oder Schostakowitsch bis hin zu Zeitgenossen wie Boulez und Rihm – um nur einige zu nennen – den größten Gewinn haben. Dass daneben immer wieder grundlegende systematische Entwürfe, etwa in den MGG-Artikeln über das Konzept der musikalischen Gattung, über den Tristan-Akkord oder eben das Phänomen musikalischer Interpretation, gerade im quantitativ begrenzten Rahmen eines Aufsatzes zu gültiger Form gefunden haben, wird sich anhand der vorliegenden Schriftenausgabe bestens verifizieren lassen. Und nicht zuletzt kann man den großen Musikgelehrten in den hier dokumentierten gleichsam kasualen Texten auch als launigen Laudator oder als geistreichen Festredner kennenlernen.
 

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Gesetzt wurde das Werk aus der »Quadraat«, einer mit schönen Details ausgestatteten Schrift, die von dem niederländischen Schrift-Designer Fred Smeijers (1961 geboren) zwischen 1992 und 1997 gezeichnet wurde. Besonders interessant an der »Quadraat« ist die Kursive, die fast ohne Neigung auskommt, jedoch eigenständige Buchstabenformen und anders gestaltete Serifen (die »Füßchen« unten und oben an den Buchstaben) als die Gerade aufweist. Dadurch unterscheidet sie sich einerseits deutlich von dieser und erfüllt somit ihre Funktion als Auszeichnungsschrift; andererseits passt sie sich durch die minimale Neigung sehr harmonisch in das Schriftbild der Geraden ein. »Normale« Kursive – wie beispielsweise die durch Laserdrucker monopolartig verbreitete »Times« mit ihrer ausgeprägten Neigung oder die ebenfalls bekannte »Garamond« mit noch stärkerer Neigung – stechen dagegen sehr stark hervor und wirken dadurch oft wie ein Fremdkörper im Satzbild. Falls Ihr Browser die Schriften korrekt anzeigt, sehen Sie hier zur Verdeutlichung diesen Satz in »Times« kursiv. Und zum Vergleich gibt es hier mehrere Beispielseiten aus dem Buch als PDF in der Originalschrift »Quadraat« mit der Kursiven als Auszeichnungsschrift bei Werktiteln und ähnlichem. Außerdem können Sie hier noch das zweifarbig gedruckte Titelblatt (Seite 2 und 3 des ersten Bandes) sehen.
Gedruckt wurden die Bücher von der Firma Bookstation in Anzing bei München auf »Alster«, einem holzfreien, säurefreien, chlorfreien und alterungsbeständigen Werkdruckpapier mit angenehm gelblichweißer Färbung und mittlerem Volumen, das von der Firma Geese in Hamburg geliefert wurde. Werkdruckpapiere sind hochwertige, maschinenglatte (so wie sie aus der Papiermaschine kommen) oder (wie »Alster«) leicht satinierte, das heißt geglättete und wenig geleimte Druckpapiere. Und ein höheres Volumen bedeutet, dass ein Papier dicker als ein Standardpapier ist. Das Alster-Werkdruckpapier mit einem Flächengewicht von 90g/qm weist ein 1,3faches Volumen auf. Es ist fülliger, aber nicht schwerer als ein Standardpapier mit demselben Flächengewicht und 1fachem Volumen. Normalerweise verwenden wir Werkdruckpapier mit 1,75-fachem Volumen. Bei einem Umfang von 450 und mehr Seiten würden die Bände allerdings sehr dick und unhandlich werden. Deshalb verwenden wir hier die etwas dünnere Variante. Zum Vergleich: Bei 560 Seiten Umfang (Band 1) weist der Buchrücken mit 1,3-fachem Papier eine Stärke von weniger als 4 cm auf; bei 1,75-fachem Volumen wären es deutlich über 5 cm.
Das edle »Silktouch Nuba«, mit dem die Einbände bezogen wurden, zeichnet sich durch einen weichen, angeschliffenen Nubukleder-Touch aus. Es wurde von der Papieragentur Winter & Company aus dem südbadischen Lörrach geliefert, ebenso wie das Vorsatzpapier »Wibalin Natural«, das aus natürlichem, chlorfreiem Zellstoff und umweltgerechten Farbpigmenten hergestellt wird.
Das Kapitalband mit dem Lesebändchen wurde von der traditionsreichen Band- und Gurtweberei Güth & Wolf in Gütersloh gewoben. Hervorzuheben ist noch die Autor- und Titelangabe auf den Buchrücken, die nicht – wie meistens üblich – gedruckt, sondern als hochwertige Heißfolienprägung aufgebracht wurde. Bei der Heißfolienprägung wird Schrift oder ein grafisches Motiv als dünne Folie mittels Druck und Hitze auf den Karton oder das Papier geprägt. Die Prägefolien bestehen aus Kunststoff und sind mit Pigmentfarben oder einem Metallfilm beschichtet. Sie können matt oder glänzend sein, auch Perlmutt- und Metallic-Effekte (Gold, Silber, Kupfer und viele andere) sind möglich. Bei diesem Werk haben wir uns für eine Silberfolie entschieden. Die Prägestempel bestehen aus Magnesium oder Messing. Wir lassen Prägestempel aus Messing fertigen, die zwar teurer als Magnesiumstempel sind, dafür aber eine höhere Randschärfe beim Prägen garantieren. Die hintere Umschlagseite mit Buchrücken und vorderer Umschlagseite können sie hier als PDF sehen.
Gebunden wurden die Bände schließlich von der Buchbinderei Bückers, die wie die Druckerei Bookstation im bayerischen Anzing ansässig ist.

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Rezensionen

Die Musikforschung 69/2016, Heft 1       »Hermann Danuser hat die musikhistoriographischen Veränderungen etwa seit Mitte der 1970er Jahre nicht nur kontinuierlich mitvollzogen, sondern vor allem auch – das geht aus seinen gesammelten Vorträgen und Aufsätzen eindrucksvoll hervor – maßgeblich initiiert und getragen: initiiert mit einer ungemein differenzierten, gänzlich unpolemischen Auseinandersetzung mit vorherrschenden historiographischen Konzeptionen, getragen durch die schier überwältigende Fülle seiner anregenden und weiterführenden Arbeiten, die jetzt problemlos erkennbar wird. […] Mit den vier hervorragend ausgestatteten und redaktionell betreuten Bänden – man traut sich kaum, Notizen einzutragen oder Unterstreichungen vorzunehmen – werden nicht weniger als 127 Aufsätze und Vorträge veröffentlicht, davon immerhin 22 erstmals auf Deutsch, zumeist sogar erstmals überhaupt. Aus ganz unterschiedlichen Anlässen hervorgegangen, ergänzen, vervollständigen oder führen sie die Themen und Arbeitsbereiche weiter, die Danuser mit der ohnehin schon stattlichen Reihe seiner Buchpublikationen der Musikwissenschaft erschlossen hat. […] Danusers bedeutender Aufsatz ›Die Kunst der Kontextualisierung. Über die Spezifik in der Musikwissenschaft‹ […], der in musikwissenschaftlichen Seminaren zur Pflichtlektüre gemacht werden müsste, entwirft so etwas wie eine grundsätzliche Methodologie: Er unterscheidet sieben Modi des Kontext-Begriffes, die er als ›Möglichkeitsräume‹ für analytisch zu gewinnende musikhistorische Einsichten auffasst und welche er ihrerseits nach erkenntnisleitenden Interessen gruppiert […]. Entscheidend ist, dass Danuser kein ›Forschungsprogramm‹ entwirft, das mit jeder Auseinandersetzung mit Musik(-geschichte) ungeschmälert durchzuführen ist, sondern mögliche Perspektiven aufzeigt, die aus nationaler Borniertheit, subalternem Dogmatismus oder ästhetischem Fundamentalismus hinausführen, deren Spuren sich leider immer noch bis in jüngste Publikationen […] hinein verfolgen lassen. […] Die gesammelten Aufsätze und Vorträge sind in den vier Bänden überzeugend angeordnet: Sie schreiten von allgemein-theoretischen Arbeiten über ästhetische Studien, musikhistoriographisch akzentuierten Darstellungen zu spezifischen Werkanalysen fort und bilden unverkennbar eine Einheit. Ein dankenswerterweise im vierten Band beigefügtes Register verzeichnet Werke und Personen; die Erstpublikationen der Arbeiten werden in jedem Band jeweils nachgewiesen. Es wäre peinlich-verwegen, in Besprechungen wie der vorliegenden an irgendwelchen Einzelheiten besserwisserisch herumzumäkeln. Ein Urteil wird vielmehr mit und durch die musikwissenschaftliche Praxis gefällt, in der sich, wenn die Prognose erlaubt ist, Danusers Oeuvre dauerhaft bewähren wird. «    Giselher Schubert

Dissonance, Heft 128, 12/2014       »Der enormen Quantität entspricht eine Qualität, die in einer liebevollen und reich bebilderten Ausgabe ihre passende Antwort findet. Gründlichst lektoriert sind die Bände, in einem edlen, nubuklederähnlichen Einband verpackt […]. Inhalt mitsamt Form […] gehören in jede Musikbibliothek, durchaus auch ins Regal des anspruchsvolleren Klassik-Liebhabers.«    Torsten Möller

Neue Zürcher Zeitung, Nr. 290, 13. Dezember 2014       »Die Arbeiten des aus der Schweiz stammenden Berliner Ordinarius Hermann Danuser gehören zu den bedeutendsten musikologischen Texten der letzten Jahrzehnte. […] Die meisten Texte sind von höchstem Anspruch, fachlich wie hinsichtlich ihres Abstraktionsniveaus, wobei freilich das konkrete Beispiel nie aus dem Blickfeld gerät und mit plastischer Sprache die eigene Erfahrung des Nachdenkens und Hörens vermittelt wird. Das Persönliche bleibt da stets spürbar. […] Erstaunlich ist die durchgängige Qualität der Texte, von denen etliche hier zum ersten Mal gedruckt sind, wobei auch weniger tiefschürfende Gelegenheitsarbeiten wie zum Beispiel ein Programmheftbeitrag über Wolfgang Rihms sechstes Streichquartett enthalten sind. In seinen besten Texten jedoch – und dazu zählen viele – ist die Sprache selbst zu ›musikalischer Prosa‹ geronnen.«    Daniel Ender

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